The Royal Chapel of Córdoba Revisited

Stuckglasfenster im mittelalterlichen Iberien

Die Königliche Kapelle (Capilla Real), die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Moschee-Kathedrale von Córdoba errichtet wurde, ist ein Zeugnis der transkulturellen Realität des mittelalterlichen Iberiens. Die Capilla Real ist eine Verschmelzung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen, die auf die Krone Kastiliens und Leóns und das nasridische Granada verweisen. Sie vereint architektonische und dekorative Elemente sowohl ibero-islamischen als auch christlichen Ursprungs und ist eines der herausragenden Beispiele der so genannten Mudéjar-Architektur.

Der obere Raum der Capilla Real, der im Mittelpunkt des vorliegenden Projekts steht, ist mit der so genannten qubba verbunden, einem Innenraum, der aus einem quadratischen, von einer Kuppel überdachten Fach besteht, das zu einem Standardelement der nasridischen Architektur wurde und für die meisten Grabkapellen sowie für andere repräsentative Räume der Krone von Kastilien und León übernommen wurde. Eines der bisher fast unbekannten Elemente dieses oberen Raumes sind die bunten Fenster, die im Zuge der diagnostischen und archäologischen Untersuchungen entdeckt wurden. Die Herstellung dieser Fenster, die aus farbigen Glasstücken bestehen, die in Stucktransennien (shamsīyāt) eingesetzt sind, folgt einer langen Tradition in der islamischen Welt. Als die einzigen in al-Andalus an Ort und Stelle erhaltenen shamsīyāt aus dem 14. Jahrhundert sind die cordobesischen Fenster herausragend und liefern wichtige Belege für unser Verständnis der ibero-islamischen und Mudéjar-Architektur.

Ihre kunsthistorische, materielle und technische Analyse und Kontextualisierung stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Projekts, das Schweizer Spezialisten für islamische Glaskunst vom Vitrocentre Romont und spanische Archäologen und Bauingenieure von der Abteilung für Kulturerbe des Domkapitels von Córdoba zusammenbringt. Im Rahmen des interdisziplinären Projekts „DE IURE: De Iulius Caesar a los Reyes Católicos: análisis arqueológico de 1500 años de historia en la Mezquita-Catedral de Córdoba y su entorno urbano“ (Ministerium für Wissenschaft und Innovation Spaniens, 2021-2025), das von Alberto León Muñoz und José Antonio Garriguet Mata (Universität Córdoba) geleitet wird, soll das vorliegende Projekt einen bisher weitgehend unerforschten Aspekt der islamischen und Mudéjar-Architektur beleuchten und die Grundlagen für weitere Studien zu diesem Thema legen.

Projektdauer: 2022 – 2026

Information

Research Team
PD Dr Francine Giese, Dr Sarah Keller, Dr Sophie Wolf (Vitrocentre Romont)
Dr Raimundo Ortiz Urbano, Dr Rafael Ortiz-Cordero (Cultural Heritage Department, Cathedral Chapter of Córdoba)

Finanzierung
Gerda Henkel Stiftung