Graphischer Nachlass des Ateliers Kirsch & Fleckner

Das Freiburger Atelier Kirsch & Fleckner war nahezu ein halbes Jahrhundert (1894–1938) in der ganzen Schweiz tätig. Der Deutsche Vinzenz Kirsch (1872–1938), der als junger Angestellter in der Werkstatt des Glasmalers Ludwig Greiner auf dem Boulevard de Pérolles in Freiburg gearbeitet hatte, übernahm 1894 mit seinem Landsmann und Teilhaber Karl Fleckner das Atelier seines Arbeitgebers.

International anerkannt für die Realisierung der Glasgemälde von Josef Mehoffer (1869–1946) in der Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg (1895–1936), war das Atelier Kirsch & Fleckner hauptsächlich in religiösen, aber auch in profanen Kreisen tätig. Es arbeitete häufig eng mit einer Reihe von Künstlern wie Alexandre Cingria (1879–1945), Raymond Buchs (1878–1958), Jean-Edouard de Castella (1881–1966), Henri Broillet (1891–1960), Albin Schweri (1885–1946) und anderen zusammen. Das Atelier durchlief die grossen künstlerischen Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts. Es löste sich rasch vom überlieferten historistischen Erbe Greiners und arbeitete mit jungen angehenden Künstlern zusammen, indem es diesen ermöglichte, ihre Schöpfungen in die Welt der Glasmalerei umzusetzen. Als Träger der modernen stilistischen Strömungen, nach dem Vorbild Mehoffers, trugen diese Künstler während Jahrzehnten zum Erfolg des Ateliers bei. Gerade in seiner Fähigkeit, die Kunstfertigkeit mit den Kreationen der innovativen Künstlerpersönlichkeiten zu verbinden, erweist sich das Atelier Kirsch & Fleckner als eines der wichtigsten der Westschweiz.

Ein Vor-Inventar wurde 1998 von Augustin Pasquier erstellt. Seit 2016 arbeiten Camille Noverraz und Valérie Sauterel an diesem graphischen Nachlass. Die Werke sind im Hinblick auf ihre Erhaltung fachgerecht verpackt und digitalisiert worden. Vor allem aber ermöglichen die vertieften Recherchen über die verschiedenen Zyklen und Künstler – gleichzeitig mit den Studien in den verschiedenen Bauwerken – die graphischen Arbeiten zu identifizieren und mit dem Glasgemälden zu vergleichen. Diese Arbeit, die für einen Teil der Werke seit Ende 2017 auf vitrosearch abrufbar ist, erweist sich als äusserst lehrreich, denn sie erlaubt Künstlerzuschreibungen mit bislang unerreichter Bestimmtheit und trägt zu einem besseren Verständnis des Atelierbetriebes Kirsch & Fleckner in Freiburg und in der Schweiz bei.

Projektsdauer: ab 2016

Mitarbeiterinnen

Camille Noverraz
Valérie Sauterel

Publikation
Sauterel,  V. et Noverraz, C. (2019). The functioning and development of Kirsch & Fleckner’s workshop in Fribourg during the first half of the twentieth century. Folia Hisoriae Artium, Seria Nowa, 17, 59–71. Récupéré de: Lien
Pasquier, A. (2000). Le fonds d’atelier Kirsch et Fleckner et le vitrail catholique suisse de 1900 à 1914. Dans Art, technique et science : la création du vitrail de 1830 à 1930 : colloque international, Liège, Le Vertbois, 11-13 mai 2000 (p. 157-167). Liège, Belgique : Commission royale des monuments sites et fouilles de la Région wallonne.
Pasquier, A., (1995). Du savoir faire du verrier : L’atelier Kirsch & Fleckner. Dans G. Bourgarel (dir.), Jozef Mehoffer : De Cracovie à Fribourg, ce flamboyant art nouveau polonais (p. 98-118). Fribourg, Suisse : Méandre. Récupéré de RERO DOC : Lien