Graduate Workshop. Going Global: neue Herausforderungen an die Provenienzforschung
Die Provenienzforschung ist nicht nur ein zentrales Aufgabenfeld musealer Tätigkeit, sondern rückte in den vergangenen Jahren auch zusehends in den Fokus der Wissenschaft. Während das Thema in nationalen Arbeitsgruppen und staatlich geförderten Forschungsprojekten von Konservatoren*innen und spezialisierten Mitarbeiter*innen diskutiert wird und praxisnahe Bezüge hergestellt werden, bieten Masterstudiengänge und Summer Schools dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit einer theoretischen Auseinandersetzung mit Provenienzfragen.
Diese haben sich insbesondere seit dem von Bénédicte Savoy und Felwine Sarr 2018 redigierten Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter aus französischen Sammlungen um einen wichtigen Aspekt erweitert: die Provenienzforschung im kolonialen Kontext. Wie sollen wir mit Kunstwerken und ethnographischen Artefakten, die während der Kolonialzeit Eingang in europäische Sammlungen fanden, umgehen? Welche Bedeutung kommt dabei dem Dialog und Austausch mit den Herkunftsländern zu? Wann ist die von Savoy und Sarr geforderte Restitution von Sammlungsobjekten angezeigt? Welche Alternativen bieten hierbei digitale oder physische Ersatzkopien? Und wie ist das Phänomen vor dem Hintergrund des zunehmend an Bedeutung gewinnenden Neokolonialismus zu bewerten?
Der im Rahmen der vom Vitrocentre Romont durchgeführten «International Summer School on Glass Art: Collecting, Displaying and Trading Glass: Private Collectors, Museums and the Question of Provenance» und in Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Masterstudiengang «Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe» des Instituts für Kunstgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg organisierte Graduate Workshop richtet sich an MA und PhD Studierende der Kunstgeschichte und verwandter Disziplinen. Anhand ausgewählter Fallstudien oder übergeordneter Thematiken sollen Einblicke in laufende Forschungsarbeiten gewährt werden, die dazu beitragen sollen, die traditionellen Ansätze der Provenienzforschung mit neuen Fragestellungen der Globalen Kunstgeschichte zusammenzubringen, um Strategien im Umgang mit Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontext aufzuzeigen.
Anmeldung ist erforderlich bis 12. Sept. 2022 unter [email protected]
Vitromusée Romont, 15. September 2022