Die Freiburger Glaskunst des Ateliers Kirsch & Fleckner
Im Jahr 1894 wird in Fribourg eine Werkstatt gegründet, die eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts spielen sollte. Geleitet wird sie vom Deutschen Vinzenz Kirsch (1872-1938), der die Werkstatt des Berner Glasmalers Ludwig Greiner übernimmt. Er tat sich mit seinem Landsmann Karl Fleckner (1865-1934) zusammen, der die administrativen Aufgaben übernahm, während Kirsch sich dem künstlerischen Anteil des Ateliers Kirsch & Fleckner widmete. Kurz nach der Eröffnung des kleinen Unternehmens verschaffte ihm ein Auftrag einen Ruf, der über die Landesgrenzen hinausging: die vom polnischen Künstler Józef Mehoffer (1869-1946) entworfenen Glasfenster der Stiftskirche und späteren Kathedrale von Fribourg. In der Folge arbeiteten im Laufe der Geschichte der Werkstatt zahlreiche Schweizer Künstler:innen mit Kirsch & Fleckner zusammen. Es entstanden Hunderte von Glasarbeiten in der Schweiz und insbesondere in Fribourg, die alle eine ganz eigene künstlerische Vision verfolgten. Diese Zusammenarbeit setzte sich auch nach 1938 fort, als sich die Werkstatt in zwei Teile spaltete, die von der Familie Fleckner auf der einen Seite und Kirsch auf der anderen übernommen wurden.
Im Rahmen dieses Projekts werden die im gesamten Kanton Fribourg vom Atelier Kirsch & Fleckner und seinen Nachfolgern geschaffenen Glasfenster inventarisiert. Dieses aussergewöhnliche Kulturerbe vereint Werke von renommierten Kunstschaffenden und bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte der Freiburger Glasmalerei vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre. Der vorhandene grafische Fundus des Ateliers, der in den Sammlungen des Vitrocentre & Vitromusée Romont bewahrt wird, ermöglicht es zudem, Verbindungen zwischen den Glasmalereien und den grafischen Arbeiten herzustellen und in den kreativen Prozess hinter den Glaskunstwerken einzutauchen.
Projektdauer: 2025-2028
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Projektleitung
Dr. Camille Noverraz
Finanzierung
Loro Fribourg
Bild oben
Jean-Edouard de Castella, Mort de la Vierge, 1934, vitrail, Sommentier, église Notre-Dame-de-l’Assomption. © Ayants droit (Photo : Vitrocentre Romont)