Adolfo Winternitz und das Atelier Chiara

Beispiel einer künstlerischen Zusammenarbeit in Übersee

 

Dieses Forschungsprojekt untersucht die Zusammenarbeit zwischen dem österreichischen Maler Adolfo Winternitz (1903–1996) und einer der wichtigsten Schweizer Werkstätten für Glasmalerei des 20. Jahrhunderts, dem Maison Chiara in Lausanne (aktiv zwischen 1880 und 1994). Winternitz, der 1942 die peruanische Staatsbürgerschaft annahm, lernte das Atelier Chiara 1953 im Rahmen einer Tagung in der Villa Adriana kennen, die von Pax Romana, einer intellektuellen und künstlerischen christlichen Bewegung, der er angehörte, organisiert wurde.

Bei dieser Gelegenheit lernte er den Schweizer Architekten Ferdinand Pfammatter (1916–2003) kennen, der ihm die dalle de verre Betonglas-Technik sowie das Atelier Chiara vorstellte, das 1951 die Glasfenster von Künstler Paul Monnier in der von Pfammatter entworfenen Dreikönigen-Kirche in Zürich in dieser Technik umgesetzt hatte. Das Prinzip der Betonfassung für Glasfenster sprach Winternitz sofort an, da sie den Vorteil hatte, dass sich das Glas perfekt in die architektonische Sprache von Struktur und Volumen einfügen liess. Ab 1953 bis zu seinem Tod im Jahr 1996 wurden die von Winternitz entworfenen Glasfenster von diesem Lausanner Unternehmen hergestellt. Aus ihrer Zusammenarbeit entstanden zwischen den 1950er und 1990er Jahren rund 30 Glaskunstwerke in der Betonglas-Technik in Deutschland, Österreich, Chile, Ecuador, Spanien, den USA und zahlreichen peruanischen Städten.

Dieses vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte sechsmonatige Forschungsprojekt ist der Erforschung der religiösen Glasmalerei von Adolfo Winternitz gewidmet. Es soll Aufschluss darüber geben, wie die Zusammenarbeit zwischen Künstler und Glasermeister in einer Werkstatt funktionierte, die dafür bekannt war, ihr Können in den Dienst der Künstler zu stellen. Die Bedeutung dieses Kulturerbes wird durch die Erstellung eines Inventars von Winternitz’ Werken beleuchtet, das zusammen mit professionellen Fotografien der Kunstwerke auf der Datenbank vitrosearch veröffentlicht werden soll. Begleitend dazu erscheint ein wissenschaftlicher Artikel der das Werk von Adolfo Winternitz in der Geschichte der sakralen Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika einordnet.

Projektdauer: 2024 (6 Monate)

Adolfo Winternitz, Magnificat, vitrail en dalle de verre, façade ouest, église San Francisco de Padua,  Lima Pérou 350 x 400 cm chaque baie, 1967, © Centro Latinoamericano del Vitral (Photo : Carlos Molina Crichton).

Gastwissenschaftlerin
Andrea Araos

Projektleitung
Camille Noverraz

Finanzierung
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

Bild oben
Adolfo Winternitz, Paysage du Chili, Betonglas, Ostfassade des Templo Votivo de Maipú, 180 x 180 cm jede Fensterbucht, 1974, © Centro Latinoamericano del Vitral (Foto: Diego Rodriguez Matta).