Das Glasmaleratelier Stäubli in St. Gallen: Intermedialität und «Glaskunst am Bau» im 20. Jahrhundert

Im Zentrum des Projektes steht das Werk des Glasmalers Heinrich Stäubli (*1926, Luzern; †2016, St. Gallen), Inhaber des für die Ostschweiz einflussreichen Ateliers Stäubli, an dem der Schaffensprozess und die künstlerische Stellung von Glasmalerei im 20. Jahrhunderts untersucht wird. Mit architekturgebundenen Glasarbeiten in über 40 Bauten in den Kanton St. Gallen, Thurgau und Zürich, darunter die meisten in der Stadt St. Gallen, spielt Stäubli eine wichtige Rolle für die Ostschweizer Kunstlandschaft in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Heinrich Stäubli besuchte die Kunstgewerbeschule St. Gallen und absolvierte im Atelier von Andreas Kübele SG eine Lehre zum Glasmaler und Kunstglaser. 1958 eröffnete er ein eigenes Atelier in St. Gallen, das 1968 nach Engelburg im Gaiserwald umzog und bis 2005 in Betrieb war, ab 1995 unter der Leitung von Ernst Holenstein. 2020 schenkte die Familie Stäuble dem Vitromusée Romont den künstlerischen Nachlass des Vaters.

Das Vitrocentre Romont und die Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, analysierten in dem gemeinsamen Forschungsprojekt «Das Glasmaleratelier Stäubli in St. Gallen. Intermedialität und «Glaskunst am Bau» im 20. Jahrhundert» (2020–22) das Œuvre des Ateliers Stäublis erstmals systematisch. Dies beinhaltete die Grundinventarisation und kunsthistorische und materialtechnologische Analyse des künstlerischen Nachlasses (grafische Werke sowie Blei- und Betonverglasungen) am Vitromusée Romont sowie die Inventarisation, kunsthistorische Analyse und fotografische Dokumentation der architekturgebundenen Glasmalereien (Blei- und Betonverglasungen) im Kantons St. Gallen.

Die Ergebnisse des Projekts wurden in einer umfangreichen und reich illustrierten Monografie Glaskunst am Bau und Intermedialität. Das Atelier Stäubli in St. Gallen (De Gruyter, 2022) publiziert. Zeitgleich wurden 173 Werkeinträge zum Atelier Stäubli in der Datenbank vitrosearch.ch veröffentlicht. Im Rahmen der Ausstellung L’atelier Stäubli et le vitrail moderne de Saint-Gall (26.6.–9.10.2022) im Vitromusée Romont werden erstmals Glasmalereien und Betonverglasungen des Künstlers zusammen mit zahlreichen grafischen Entwürfen aus der Sammlung des Vitromusée Romont gezeigt. Schliesslich läd ein zeitgleich stattfindendes Vermittlungsprogramm in St. Gallen in Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalpflege ein, die architekturgebundenen Werke vor Ort und am Bau zu erleben.

Projektdauer: September 2020 bis Juli 2022

Projektleitung
Dr. Laura Hindelang

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Sophie Wolf, Karin von Wartburg

Projektpartner
Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Architekturgeschichte und Denkmalpflege

Unterstützt durch
Vitrocentre Romont; Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte; Kanton St. Gallen Kulturförderung / Swisslos; Stadt St. Gallen Kulturförderung; Walter und Verena Spühl-Stiftung

Publikationen
Hindelang, L. (2022). Glaskunst am Bau und Intermedialität. Das Atelier Stäubli in St. Gallen. Glaskunst – Ausstellungen des Vitromusée Romont. Berlin/Bosten: De Gruyter.
Hindelang, L. (2022). Das Glasmaleratelier Heinrich Stäubli. Zwischen St. Galler Werkstatt und Glaskunst am Bau im Thurgau. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hg.), Licht- und Farbenzauber – Glasmalerei im Thurgau. Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwalbe, 142–149.

Ausstellung
26.6.–9.10.2022: L’atelier Stäubli et le vitrail moderne de Saint-Gall, Vitromusée Romont

Illustration
Heinrich Stäubli, Entwurf für eine Betonverglasung für den Firmensitz der Publicitas, St. Gallen Stadt, undatiert. © Vitrocentre Romont, Nachlass Heinrich Stäubli HS_4.